Erfahren Sie, welche Risikofaktoren zu einem Zwerchfellbruch führen, wie sich Symptome äußern und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Lesen Sie einen Erfahrungsbericht und lernen Sie das Löhde-Verfahren kennen.
In diesem Beitrag möchte ich Ihnen einen Überblick über das Zwerchfell sowie Ursachen und Symptome eines Zwerchfellbruchs erläutern. Spielt Kraftsport oder schweres Heben eine Rolle? Wie kann der Alltag mit einem Zwerchfellbruch aussehen? Wenn Sie sich fragen, warum Sie einen Zwerchfellbruch haben oder schon lange mit einem Zwerchfellbruch leben, erfahren Sie hier mehr über die Ursachen und Lösungsmöglichkeiten.
Das Zwerchfell ist eine Muskel- und Sehnenplatte und trennt den Brust- vom Bauchraum. Damit verhindert das Zwerchfell unter anderem die Verschiebung von Organen aus dem Bauchraum nach oben und leistet einen unabdingbaren Beitrag zur gesunden Verdauung. Dabei ist das Zwerchfell jeden Tag erheblichen Druck- und Zugkräfte aus unterschiedlichsten Richtungen ausgesetzt. Die Fähigkeit, diese Kräfte zu neutralisieren und die Stabilität im Hiatus zu bewahren, wird durch unterschiedliche Faktoren determiniert:
Trotz oder vielleicht besser wegen dieser Komplexität von Faktoren, die sich ergänzen und Schwächen ausgleichen, ist der Hiatus grundsätzlich enorm stabil und leistungsfähig.
Eine Veränderung jedes einzelnen Faktors kann zu einer Dysbalance im System führen, die von anderen Faktoren nicht mehr ausgeglichen werden kann. Folgende Beispiele können das Risiko eines Zwerchfellbruchs erhöhen und einen Bruch auslösen:
Manche von Ihnen werden sich nun denken: das trifft aber alles nicht auf mich zu! Wir müssen jedoch berücksichtigen, dass wir die meisten Faktoren der Zwerchfellinstabilität überhaupt nicht messen können und erst während einer Operation mehr erkennen können. Aber es ist tatsächlich richtig: oft kennen wir die genaue Ursache nicht.
Schwere Belastung zum Beispiel durch Heben beim Umzug ist eher selten die Ursache. Gibt das Zwerchfell wie oben beschrieben langsam nach, laufen Kompensationsmechanismen im Körper an und beginnen den Ausgleich. Dadurch gelingt es weiterhin, eine gewisse Stabilität des Hiatus aufrechtzuerhalten. Kommt es jetzt zu einem plötzlichen Belastungsereignis, verliert das System seinen allerletzten Halt und Beschwerden entstehen sofort. Der eigentliche Zwerchfellbruch hatte dabei schon zuvor stattgefunden, wird nun aber sichtbar bzw. bemerkt. Eine klassische Druckbelastung ist die Schwangerschaft. Die Auswirkungen lesen sie hier in einem Brief an mich:
Meine gesundheitlichen Probleme begannen vor ca. 7 Jahren nach einer Zwillingsschwangerschaft, die aufgrund der „Platzverteilung“ vermutlich eine große Belastung für Magen und Zwerchfell war. Ich hatte zum ersten Mal das Problem, dass ich im Zuge einer Erkältung eine Kehlkopfentzündung bekam, die nur schwer wieder ausheilte und über mehrere Wochen andauerte. In den folgenden Jahren nahmen die Kehlkopfentzündungen zu. Mein HNO-Arzt hatte schon damals Reflux als Ursache im Verdacht, sodass ich 2009 erstmals zu einer Magenspiegelung ging. Diese war aber ohne Befund. Die Zeit verging mehreren aufeinanderfolgenden Halsentzündungen, mehrere Monate pro Jahr ohne Stimme und weiteren teils schweren Kehlkopfentzündungen. Mein HNO-Arzt verschrieb mir Pantoprazol (2x40 mg) und es wurde erneut eine Magenspiegelung durchgeführt - diesmal mit Befund Zwerchfellbruch. Der untersuchende Arzt riet mir zu weiterer medikamentösen Behandlung mit Säureblockern. Mehr könne man da nicht machen.
Ich nahm weiterhin 40 mg Pantoprazol, bei Kehlkopfentzündung auch 2 x 40 mg. Außerdem achtete ich sehr auf die Zusammensetzung meiner Ernährung: kleine Mahlzeiten, Schonkost und kein spätes Essen. Körperlich tat mir dies nicht sehr gut. Ich war vorher schon sehr schlank und nahm nun zusätzlich ab, verlor an Kraft und Gewicht. Auch die Aussicht auf eine lebenslängliche Einnahme von Pantoprazol machte mir Sorgen – sowohl wegen möglicher Spätfolgen als auch wegen der fehlenden Aufnahme mancher Nährstoffe. Mein Leben mit meiner Familie und Kindern ist ständig überschattet von meiner Krankheit und deren Folgen. Inzwischen sind meine Kinder schon in der Schule und ich werde immer kränker und schwächer...
Ihre Anne.
Anne hat es in ihrem Brief wunderbar beschrieben: tatsächlich ist die Schwangerschaft und insbesondere eine Zwillingsschwangerschaft ein erheblicher Risikofaktor für die Stabilität des Zwerchfells. Der Dauerdruck im Bauch steigt mit dem Heranreifen des Kindes enorm an. Das kann der Körper einer Frau grundsätzlich nur leisten, weil die ausgeschütteten Schwangerschaftshormone das Gewebe weich und nachgiebig machen. Nur so gelingt dieses Kunststück der Natur. Ein Mann würde eine Schwangerschaft nicht überleben. Natürlich wirken die Hormone auch auf das Zwerchfell. So steht dem stetig zunehmenden Druckanstieg eine immer geringer werdenden Zwerchfellstabilität gegenüber. Die Folge: die natürliche kleine Lücke im Zwerchfell weitet sich, der Magen wird geradezu hineingequetscht, die Speiseröhre verschiebt sich und nicht selten kommt es auch zu Sodbrennen während der Schwangerschaft. War diese Verschiebung nicht allzu weit, rutscht nach der Geburt alles wieder an seinen alten Platz zurück und das System funktioniert so wie immer.
Bei Anne war es leider nicht so: Zwei Kinder in nur einem Bauch waren zu viel, damit sich nach der Geburt alle Organe wieder richtig platzieren. Zwar hatte sich das ganze System bei Anne eigentlich recht gut erholt, aber die aufsteigenden Gase aus dem Magen konnten nicht mehr vollständig kontrolliert werden. Aerosole aus Säuren und Enzymen des Magens sind als Erstes auf den Kehlkopf getroffen. Die Folge: immer wieder auftretende Kehlkopfentzündungen, Schmerzen, Stimmenverlust und Heiserkeit. Damit aber nicht genug. Die wunden Schleimhäute bildeten eine ideale Einnistungsstelle für aggressive Bakterien und Viren. Dadurch setzten sich weitere schwere Entzündungen noch obendrauf. So kam eins zum anderen: der Kehlkopf wird Tag und Nacht angegriffen, das Immunsystem erschöpft sich und die verschriebenen Medikamente entziehen zusätzlich wichtige Wirkstoffe. Der Körper wird schwächer, der tägliche Abwehrkampf zermürbt Körper und Seele, Nebenwirkungen entwickeln sich und das Leben gleitet immer mehr in eine Abwärtsspirale ohne Hoffnung auf Heilung.
In diesem und ähnlichen Fällen gibt unterschiedliche Behandlungsformen zur Linderung. Nach gemeinsamer Diagnose und Gesprächen haben uns zur Operation entschlossen, um endlich die Ursache zu beseitigen und wieder Lebensqualität zurückzugewinnen. Nach der Operation war der Spuk für Anne schlagartig vorbei. Ihr Zwerchfell ist wieder funktional, alle Organe bleiben an ihrem ordnungsgemäßen Platz und Aufstieg von Gasen bleibt aus. Anne kann sich wieder ganz normal ernähren, ist aktiv wie früher und die Kinder haben ihre Mutter wieder! Und jetzt gibt es so viel nachzuholen.
Viele meiner Patienten haben eine ähnliche, jahrelange Leidensgeschichte. Vertröstet aufs Abwarten und mit Hoffnung auf Besserung durch Ernährungsumstellung oder Medikation verbessert sich die physische Situation leider nicht von selber. Mein Ziel ist es, eine detaillierte Diagnose und Situationsanalyse durchzuführen. Mit dem von mir entwickelten OP-Verfahren stelle ich die Funktionalität des Zwerchfells wieder her. Wenn Sie mehr über das Verfahren, Patientenstimmen und Ablauf lernen möchten, finden Sie hier weitere Details.