Therapie
November 20, 2024

Netzimplantate beim Zwerchfellbruch

Erfahren Sie alles über die Anwendung von Netzen bei Zwerchfellbrüchen und das innovative DeltaMesh im Löhde-Verfahren. Lesen Sie über Vorteile, Risiken, Alternativen und den Unterschied zu herkömmlichen Netzimplantaten.

Sehr verehrte Leserin, sehr verehrter Leser,

Immer wieder wird das Thema „Netz“ angeschnitten und Fragen tauchen auf, die tief in die chirurgischen Techniken und mögliche Risiken hineinreichen. Das ist ein umfangreiches Gebiet, aber ich versuche gerne, Ihnen auch solche Themen komprimiert näherzubringen.

Was ist eine Hernie und welche Hernien gibt es?

Hernie bedeutet in der Medizin generell “Loch”. Mit Zwerchfellhernie wird damit ein Loch in der feinen Muskelstruktur des Zwerchfells beschrieben. Die Anwendung von Netzen bei Operationen hat ihren Ursprung in der Hernienchirurgie. So gibt es die Leistenhernie, Nabelhernie, Schenkelhernie, Narbenhernie, Bauchwandhernie und eben auch Zwerchfellhernie. Der Begriff "Bruch" ist geschichtlich überliefert, denn vor 200 Jahren zogen die sogenannten Bruchschneider durchs Land und behandelten Leistenbrüche ohne Narkose an festgebundenen Patienten. Ein furchtbares Unterfangen für alle Beteiligten und weit entfernt von den chirurgischen Standards der heutigen Zeit. Niemand wollte sich operieren lassen und erst, wenn der Bruch viel zu groß oder gar eingeklemmt war, vertraute man sich den chirurgischen Kollegen an.

Die heutige Rolle von Netzen bei Operationen

Durch neue technische Entwicklungen bei Material und Herstellung gelang es, Kunststofffäden flächig zu einem Gitternetz zu verweben. Es wurde möglich, Löcher nicht nur schmerzhaft zuzunähen, sondern einfach mit einem Netz abzudecken und so die Patienten zu heilen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, wahrhaftig schweren Komplikationen und Diskussionen zwischen Gegnern und Befürwortern der Netztechnik setzte sich das Verfahren durch.

Fazit: Ein Netz ist hervorragend geeignet, um Schwachstellen im Körper auszugleichen und zu stabilisieren. Allerdings muss man die Wirkung und das Verhalten eines Netzes im Körper verstehen und die Anatomie und Funktion des Operationsgebietes beachten.

Verwendung von Netzen beim Zwerchfellbruch

Doch zurück zum Zwerchfell. Sie haben sicherlich bemerkt, dass Brüche allgemein in einen Topf geworfen werden: Leistenbruch, Nabelbruch, Narbenbruch und leider auch Zwerchfellbruch. Aber gerade der Zwerchfellbruch ist anatomisch und funktionell vollkommen anders aufgebaut als alle anderen Brüche! Beim Zwerchfellbruch geht es gerade nicht um den Verschluss eines Loches, sondern um die Rekonstruktion einer Funktion! Dass sich der Magen im Zwerchfell vielleicht ein bisschen in den Brustraum vorgewölbt hat, wie bei einem Leistenbruch, kann man gar fühlen oder sehen. Es ist auch nicht schlimm oder gar gefährlich. Was wir aber deutlich verspüren ist der damit verbundene Funktionsverlust mit Sodbrennen, Husten, Aufstoßen u.s.w.!

Risiken bei unsachgemäßer Verwendung von Netzen am Zwerchfell

Das bedeutet: Wir dürfen die erfolgreichen Techniken der Leistenhernien-Chirurgie nicht einfach auf das Zwerchfell übertragen und irgendwie hoffen, dass es hilft! Das geht nicht gut! Denn alle Netze aus der Leistenbruch-Technik sind 2-dimensional flächig und werden wie Briefmarken auf das Zwerchfell geklebt, mit Metallkrampen verankert oder gar um die Speiseröhre herumgewickelt. So entsteht ein gefährlicher Kontakt der oft zu großen, bis zu 15x10 cm messenden Netze, zu Leber, Magen und Speiseröhre. Das Antackern derartiger Netze birgt die Gefahr von lebensgefährliche Verletzungen. Selbst bekannte Chirurgen in Deutschland haben schon den linken Leberlappen einfach aus seiner Verankerung herausgeschnitten, um so diese riesigen Netze irgendwie auf dem Zwerchfell platzieren zu können. Mit den schlimmsten Folgen behaftet sind die Verfahren, bei denen die Netze um die Speiseröhre herumgewickelt werden. Irreparable Wandschäden an der Speiseröhre mit anschließender Organentfernung sind bekannt.

Diese und viele andere Probleme durchziehen die Zwerchfellchirurgie seit Jahrzehnten. Ist es da ein Wunder, dass die Internisten, Hausärzte und auch verantwortungsvolle Chirurgen bei dem Wort „Netz“ erst einmal zusammenzucken? Nein, denn sie alle haben sicherlich selbst Patienten betreuen müssen, die an den Folgen anfänglich hochgelobter, aber später verworfenen chirurgischer Verfahren gelitten haben oder noch immer leiden.

Der große Unterschied: Verwendung des DeltaMesh Netzes im Löhde-Verfahren

Aber was ist nun der Unterschied zum Netz beim l.oe.h.d.e.-Verfahren? Das DeltaMesh verfolgt eine vollkommen neuartige Netzkonzeption, die von mir spezifisch für die Hiatushernie entwickelt wurde und sich seit Jahren im operativen Einsatz bewährt. Die Grundlage dazu waren unsere neuen Erkenntnisse zur Funktion von Speiseröhre und Hiatus und das Wissen um die anatomische Besonderheit im Zwerchfell.

Das DeltaMesh-Prinzip beruht der Wiederherstellung der inneren Stabilität der Muskulatur. Das Netz wurde exakt an die räumliche Struktur des Hiatus im Körper angepasst. Die 3-dimensionale Netzstruktur ermöglicht die tiefe zwei-achsige Einbettung der zarten, gerissenen Zwerchfellmuskeln.

Details zum Löhde-Verfahren beim Zwerchfell

Durch den entscheidenden Zentralsteg wird eine aktive Stoß-auf-Stoß Muskelfusion induziert und sorgt für höchste Stabilität gerade gegenüber den hier vorherrschenden bilateralen und axialen Kraftvektoren. Die durchschneidenden Kräfte von Nähten werden durch schützende hintere Flügel des DeltaMesh flächig abgefangen. Das DeltaMesh ist ausschließlich auf die Fusion des sogenannten „target tissue“, also der kleinen Zwerchfellmuskeln, als Zielgewebe ausgelegt und spart daher andere Gewebestrukturen aus.

Daher bleibt es klein und misst lediglich 2-3 cm und nicht 15x10 cm wie andere Netze. Das DeltaMesh liegt außerhalb der Bauchhöhle ohne Kontakt zu Magen und Darm. Es bedarf auch keiner speziellen Befestigung, etwa mit gefährlichen Tackern oder Klebern! Netz und Zwerchgell werden von den normalen Nähten im Löhde-Verfahren ins Zwerchfellbett eingezogen. Ein Ausreißen ist somit nicht möglich.

Die spezielle Deltaform ist auf die angreifenden Kraftvektoren im Hiatus ausgelegt. Dadurch deckt das DeltaMesh nicht ein Loch ab, wie sonst in der Hernienchirurgie, sondern verstärkt die innere Stabilität der Muskulatur. Gewissermaßen als Hilfe zur Selbsthilfe. Daher darf das DeltaMesh mit dem Löhde-Verfahren nicht in den großen "Topf" der herkömmlichen Netzimplantate geworfen werden.

Details zum DeltaMesh

In jahrelanger Forschung ist es mir gelungen, ein innovatives Netz zur Behandlung von Zwerchfellbrüchen zu entwickeln. Das DeltaMesh ist mittlerweile bei hunderten Patienten erfolgreich eingesetzt worden. Das Material besteht aus PVDF, was eine gute Biokompatibilität aufweist und die Fremdkörperreaktion reduziert. Das Netz hat rechteckige Poren, die gleichzeitige Stabilität und die nötige Flexibilität bieten; zudem sind die Netzkanten glatt und gewirkt, um die Funktionsweise zu erhöhen.

Abb. 1: Detailansicht vom DeltaMesh, eingesetzt nach dem Löhde-Verfahren zur Unterstützung des Zwerchfells

Funktioniert das Löhde-Verfahren auch ohne DeltaMesh?

Oft werde ich gefragt, ob man das Löhde-Verfahren nicht auch ohne DeltaMesh durchführen kann. Ja, das ist sicherlich möglich und jeder Patient wäre anschließend ebenso gesund wie Patienten mit DeltaMesh. Allerdings können Nähte allein den starken Belastungen im Hiatus nicht dauerhaft widerstehen. Das Rezidiv, also ein Rückfall, wäre vorprogrammiert.

Schlussfolgerung

Mit dem Löhde-Verfahren in Verbindung mit dem DeltaMesh wird dem gebrochenen Zwerchfell geholfen, selber wiederzuerstarken und sich zu stabilisieren. Erst dann wird es sich gegen alle Kräfte auch in Zukunft erfolgreich zur Wehr setzen können. Genau das ist die Philosophie des entwickelten DeltaMesh.

Liebe Leserin, lieber Leser. Ich hoffe, ich konnte Ihnen die trockenen Inhalte und Hintergründe der Netzapplikation etwas bildhafter darstellen. Die Bedeutung von Netzen in der Chirurgie ist herausragend und mit dem Löhde-Verfahren nun auch bei Zwerchfellbrüchen einen großartigen Beitrag zur Heilung.

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