Warum bestimmte Lebensumstände das Risiko für einen Zwerchfellbruch erhöhen und wie gezielte Behandlung dauerhafte Erleichterung bringt.
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
viele Betroffene fragen sich, warum gerade sie an einem Zwerchfellbruch leiden. War es der Umzug, das Krafttraining oder ein Sturz? Oft ist es nicht ein einzelnes Ereignis, sondern eine Kombination von Faktoren, die zu einer schleichenden Schwächung des Zwerchfells führt.
Im Hiatus, der Durchtrittsstelle der Speiseröhre durch das Zwerchfell, wirken erhebliche Druck- und Zugkräfte in verschiedene Richtungen. Die Fähigkeit des Körpers, diesen Kräften standzuhalten, hängt von zahlreichen Faktoren ab: der Muskelstärke und Anordnung der Crura (der stützenden Muskeln des Hiatus), der Symmetrie des Zwerchfells, der Durchblutung, den Winkeln der Muskeln zueinander, der Anordnung von Speiseröhre, Magen und Herz sowie vielen weiteren anatomischen und genetischen Gegebenheiten. Trotz dieser komplexen Einflüsse ist das Zwerchfell normalerweise äußerst stabil.
Eine Veränderung eines einzelnen dieser Faktoren kann jedoch das Gleichgewicht stören. Skoliose etwa verändert die Symmetrie des Zwerchfells und gilt daher als Risikofaktor. Ebenso können Wachstumsschübe, genetische Faktoren und erhöhter Bauchdruck, etwa durch Übergewicht, das Zwerchfell schwächen.
Manchmal fragen Patienten, ob ein Zwerchfellbruch durch eine einzige Belastungssituation verursacht werden kann. Tatsächlich passiert dies meist nicht plötzlich, sondern ist ein schleichender Prozess. Wenn das Zwerchfell jedoch bereits geschwächt ist, kann eine plötzliche Belastung die letzten Reserven erschöpfen und Beschwerden auslösen. Ein klassisches Beispiel ist die Schwangerschaft – insbesondere Mehrlingsschwangerschaften, wie dieser Erfahrungsbericht zeigt:
„Nach einer Zwillingsschwangerschaft begannen bei mir gesundheitliche Probleme. Erste Anzeichen wie eine Kehlkopfentzündung und Halsschmerzen wurden mit der Zeit immer schlimmer. Trotz strikter Diät, Medikation und verschiedener Untersuchungen verschlechterte sich mein Zustand über die Jahre. Ständige Heiserkeit, Halsschmerzen und Erschöpfung wurden zu meinem Alltag. Die Diagnose eines Zwerchfellbruchs brachte wenig Erleichterung, da mir lediglich Säureblocker verschrieben wurden. Meine Sorge um eine dauerhafte Einnahme und deren Nebenwirkungen wuchs. Die Zeit mit meinen Kindern und mein eigenes Wohlbefinden wurden zunehmend beeinträchtigt.“ – Ihre Anne.
Annes Geschichte ist beispielhaft für viele Frauen. Während der Schwangerschaft, insbesondere bei Mehrlingen, steigt der Druck im Bauchraum massiv an. Schwangerschaftshormone lockern das Gewebe, was die Gebärmutter und das Zwerchfell gleichermaßen betrifft. Bei Anne jedoch verschob sich das Zwerchfell so stark, dass es nach der Geburt nicht vollständig in seine alte Position zurückkehrte. Die aufsteigenden Mageninhalte erreichten den Kehlkopf und führten dort zu chronischen Entzündungen und Heiserkeit. Geschwächte Schleimhäute wurden anfällig für Infektionen, die die Beschwerden verstärkten und das Immunsystem zermürbten.
In Fällen wie diesem gibt es unterschiedliche Ansätze zur Linderung, doch eine Operation bietet oft die beste Chance, die Ursache nachhaltig zu beseitigen. Bei Anne entschlossen wir uns zur operativen Lösung, und der Erfolg war spürbar: Endlich kann sie sich normal ernähren, ist aktiv wie zuvor, und ihre Kinder haben ihre Mutter gesund zurück – bereit, all das nachzuholen, was sie verpasst haben.
Dr. med. Eckhard Löhde